Samstag, 1. Januar 2011

Zwischen den Jahren.


Hallo ihr da draußen,

Ich hoffe ihr hattet einen angenehmen Jahreswechsel.
Meiner, unbestreitbar, war intensiv und eine Erfahrung die ich nicht missen möchte.
Bahnhöfe haben mir bisher nie wirklich etwas bedeutet, das Fernweh spielte sich immer nur in meinem Kopf ab, aber nie darüber Hinaus, etwa in meinen Gefühlen.

Mein Silvestertag fing recht ernüchternd an.
Da der eigentliche Plan zu Silvester davongeweht wurde vom Wind der Veränderung hieß es, Jahreswechsel gepaart mir der Heimischen Wohnung und ein paar Frustbier vor dem Bildschirm des PCs.
Doch im Laufe des Tages sollte sich dies ändern, durch eine gute Freundin ergab es sich, dass der Jahrewechsel im 250km entfernten Göttingen fabriziert werden würde.
Also machte ich mich des Nachmittags auf zum Bahnhof, kaufte eine Flasche Von dem Gesöff dass durch 2 Elcheköpfe an einer Wand verkörpert wird und kaufte ein Ticket richtung Jahr 2011.
Die fahrt dorthin verlief reibungslos, ein paar betrunkene hebten die Stimmung im Abteil und in Hannover schienen alle Züge, bis auf meinen mindestens um 30 Minuten später einzutreffen.
Irgendwann gegen 18:51 erreicht mein Zug das angepeilte Ziel und ich wurde von meiner Bekannten abgeholt. Der Abend war lustig, Alkohol gepaart mit Raclette und Musik versüsten die Zeit bis zum Countdown in ein neues Jahrzehnt.
Ich lies es mir nicht nehmen, noch vor dem neuen Jahr, eine SMS an den Menschen zu schicken der mir am entferntesten schien/ist. Dann um punkt 00:00 stießen wir mit Sekt an, doch bevor ich das erste Glas berührte schickte ich eine weitere, letzte,endgültige SMS in Richtung Leere.
Nach dem Anstoßen gingen wir auf die Terasse und badeten im Lichtermeer Göttingens, ich rief daheim an, wünschte das übliche und nach gut 5 Minuten machten auch wir uns auf den Weg um Geld ins Nirvana zu schießen.
Erfolglos versuchte ich ein paar Freunde zu erreichen und so lies ich es ganz bleiben.

Nach einer Stunde und sicher 100€ Knall und Rauch gingen wir wieder zurück.
Es muss gegen Halb 3 gewesen sein, als ich wieder zum Bahnhof gebracht wurde, da ich mich nicht fähig sah mit den *Gedanken an das was mal war* auf einer Couch zu schlafen.
Zwischen halb drei und halb vier geisterte ich über den Bahnhof, beobachtete die verschiedensten Menschen und die Polizisten bei ihrer Streife. Um halb 5, also eine Sunde später öffnete ein Bäcker seine Türen und die verschiedenen individuen, die ich zuvor noch durch den Bahnhof geistern sah, versammelten sich wie wilde Tiere vor einer Wasserstelle. Auch ich lies es mir nicht nehmen und wärmte mich und meine Gedanken mit einem halben Liter frischem Kaffe auf.
Mir gegenüber setzte sich ein mann, ende 50 würde ich schätzen, und wir kamen ins Gespräch.
Er erzählte mir, dass er in Hannover wohne und von seinen Kindern aus Gießen käme, wir sprachen über Städte und ihren sozialen Verfall, über Sehnsüchte und die deutsche Bahn. Um halb sechs verabschiedete sich der Mann dann, denn er fuhr mit einem Zug direkt nach Hannover. Mein Zug würde erst 37 Minuten später eintreffen und nachdem ich bereits einen Liter Kaffee intuss hatte, bestellte ich mir noch einen kleinen und erhielt somit das dritte mal Neujahrswünsche vom Verkäufer.

Als mein Zug dann endlich eintraf, war ich schon sehr erschöpft, zusätzlich hat der Kaffee meinen Herzrythmus dem Treiben des nun erwachten Bahnhofes angepasst.

1 1/2 Stunden im Zug, 1 1/2 Leben im Selbst.

Zwischenstopp in Hannover, 30 Minuten Aufenthalt für die Raucher. Ich stieg aus, zündete mir eine Zigarette an und musste an den Mann denken, dessen Kinder so weit entfernt, ihm doch näher waren als mir meine Sehnsüchte. Dann dachte ich an garnichts, hörte meinem Herzschlag zu und zählte die Stunden die ich nun bereits im wachen Dasein fristete. 09:37 sollte ich zuhause ankommen, in Lüneburg.
Noch gut eine Stunde fuhr der Zug dann weiter richtung Uelzen, wo ich dann ausstieg. 25 Minuten hieß es, dann würde der Zug nach Lüneburg abfahren.
irgendwann nach 10 oder 15 Minuten hieß es dann "Der Zug verspätet sich um etwa 30 Minuten"
Deutsche Bahn wünscht frohes neues jahr und beschenkt die Pendler mit dem was sie am besten kann...
Nun gut, mit dem ewig wiederkehrenden Satz "du bleibst wach, diese halbe Stunde macht nun auch nichts mehr aus" wartete ich also weiter. Wohl 3 oder 4 mal bat mich ein Mann um Feuer für seine Zigarette, auch wir kamen ins Gespräch, er kam von der Arbeit, wohne in Celle und seine Familie würde auf ihn warten. Wir gingen wieder in die Hundertwasser Bahnhofshalle und wurden mit einem, mich ins mark erdrückendem "Zug fällt aus" begrüßt. Nun also musste ich warten, bis 10:02 um dann um 10:30 zuhause anzukommen.
Um 10, auf dem Bahngleis 103 schaltete mein Kopf dann gänzlich aus, die Beine schienen von allein zu gehen und im Kopf war nur noch eine undurchdringliche Leere.
Irgendwie habe ich es in den Zug, aus dem Zug und nachhause geschafft.

Es muss halb zwölf gewesen sein als ich mich im heimischen Bett wiederfand.
Nun ja, nach dann 6 1/2 Stunden mehr oder weniger tiefem Schlaf habe ich den 01.01.2011 überstanden.

Ob man es nun glauben mag oder nicht, ich bin froh darüber derartig geschlaucht, ausgelutscht und kraftlos den ersten Tag des Jahres begonnen zu haben, denn dadurch wurde mir bewusst was wirklich wichtig ist im Leben. Nicht etwa Sex, Geld, Spaß, Alkohol oder die Flucht vor sich selbst, sondern das auseinandersetzen mit dem hier und jetzt und mit sich selbst.

In diesem Sinne wünsche ich ein erfolgreiches Jahr 2011!


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